Dr. Laura Völkel

Welchen Beruf haben Sie?
Ich arbeite in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek hier in Weimar und bin Papier- und Buchrestauratorin. Dabei kümmere ich mich um die Erhaltung der Bücher. Da es sich überwiegend um sehr alte Bücher handelt, muss man auch sehr vorsichtig mit ihnen umgehen. Deshalb lege ich fest, wie sie benutzt werden dürfen und wie wir sie im Magazin lagern. Außerdem repariere ich beschädigte Bücher und kaputtes Papier. Alte Einbände und altes Papier werden empfindlich und reißen oder brechen schnell. Dann muss man versuchen, den Einband und das Papier wieder zu kleben und zu stabilisieren, um das Buch nach wie vor benutzen zu können. Durch einen schlimmen Brand, bei dem viele Bücher schwer beschädigt worden sind, haben wir in unserer Bibliothek viele Bücher, die repariert und stabilisiert werden müssen, bevor man sie wieder lesen kann. Auch um diese Bücher kümmere ich mich.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Die Beschäftigung mit unterschiedlichen Büchern und Materialien: Jedes Buch ist einzigartig und besonders und muss auch so behandelt werden. Es ist immer spannend, den richtigen Weg zu finden, um das Beste für das Buch tun zu können. Dazu muss man neugierig und auch mutig sein, denn es muss immer wieder Neues ausprobiert werden, damit man die Bücher reparieren kann. Mir macht es Spaß immer wieder an neuen Dingen zu tüfteln und sie dann auszuprobieren.       

Was hat Sie als Kind besonders interessiert zu entdecken oder zu erforschen?
Ich fand Bücher schon immer interessant und schön. Und deshalb sollten sie auch nicht kaputt oder verloren gehen. Erst wollte ich alte Bücher und auch Handschriften verwalten, also sortieren und sammeln, wie es Bibliothekarinnen oder Archivarinnen machen. Zudem fand ich es immer spannend alte Handschriften zu entziffern und zu lesen, was damals passiert ist. Deshalb habe ich ein Praktikum in einer Bibliothek gemacht. Dabei sind mir auch viele kaputte Bücher begegnet, die nicht mehr gelesen werden konnten. Als ich bei der Reparatur von einigen Büchern helfen durfte, wollte ich das genauer wissen und habe mich immer mehr mit der Erhaltung von Papier und Büchern beschäftigt.

Welchen bekannten (vielleicht auch schon verstorbenen) Menschen würden Sie unbedingt persönlich kennenlernen wollen und warum?
Ich hätte gern den Chinesen Cai Lun kennengelernt und mich mit ihm über die Herstellung von Papier unterhalten. Er hat vor ca. 1900 Jahren zum ersten Mal detailliert aufgeschrieben, wie Papier hergestellt wird. Außerdem hat er neue Fasern benutzt und damit die Herstellungsmethode verbessert, so dass Papier immer häufiger genutzt wurde. Über die arabische Welt und Spanien kam die Technik dann nach Europa und so auch nach Deutschland. Außerdem hätte ich gern Johannes Gutenberg einmal über die Schulter geschaut und mir die Technik des Buchdrucks, den er erfunden hat, von ihm zeigen und erklären lassen.     

Haben Sie selbst wissbegierige Kinder?
Nein, aber neugierige Neffen und Nichten, die mich auch schon in der Bibliothek besucht haben.

Warum halten Sie eine Vorlesung an der Kinderuni?
Ich möchte gern vermitteln, dass es wichtig ist, neugierig zu sein und für vieles interessiert zu bleiben. In der Schule mochte ich zum Beispiel das Fach Chemie gar nicht. In meinem Studium habe ich dann aber gemerkt, dass man die Bücher nur erhalten kann, wenn man Wissen und Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen – auch aus den Naturwissenschaften – heranzieht und nutzt. Und das hat dann dazu geführt, dass ich mich viel mit Naturwissenschaften beschäftigt habe. So konnte ich ein neues Material finden und eine Methode entwickeln, mit der man das Papier von Büchern stabilisieren kann. Deshalb können die Bücher dann auch wieder vorsichtig benutzt werden. Da ging es dann auch ganz schön viel um Chemie, aber es hat mich sehr interessiert und deswegen auch nicht mehr gestört.