Welchen Beruf haben Sie?
Ich bin Literaturwissenschaftlerin und arbeite im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Dort beschäftige ich mich mit Goethes Briefen, von denen 15.000 überliefert sind. Zusammen mit anderen WissenschaftlerInnen schreibe ich Bücher, in denen die Briefe Goethes abgedruckt und erklärt werden. Die Texte können auch im Internet gelesen und durchsucht werden.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Es ist eine sehr abwechslungsreiche Aufgabe – ich lerne täglich etwas dazu. Goethe war unglaublich vielseitig: Er war Dichter und Naturwissenschaftler. Er übernahm viele amtliche Aufgaben wie die Leitung des Weimarer Theaters oder der Herzoglichen Bibliothek. Er kümmerte sich um den Wiederaufbau des Weimarer Schlosses. Er war Vater und Freund, Sammler und Kunstkenner. Besonders schön ist es, wenn man etwas ganz Neues in den Briefen oder Handschriften über ihn entdeckt und dann darüber schreiben kann.

Was hat Sie als Kind besonders interessiert zu entdecken oder zu erforschen?
Ich war als Kind eine richtige Leseratte, auch nachts unter der Bettdecke (obwohl das immer schnell sehr ungemütlich wurde). Mich haben immer Geschichten hinter den Dingen interessiert, wie sie erzählt werden, von wem, was das mit den Lesern oder Zuhörern macht.
 
Welchen bekannten Menschen würden Sie unbedingt persönlich kennenlernen wollen und warum?
Für mich wäre es schon sehr praktisch, einmal Goethe kennenlernen zu dürfen – und seine Familie sowie seinen Bekannten- und Freundeskreis. Dann würde ich ihm und seinen BriefpartnerInnen all die Fragen stellen, die ich bislang nicht klären konnte. Ein Exklusiv-Interview mit Goethe – das wäre wirklich toll, nicht nur für meine Arbeit, sondern auch um zu erfahren, ob wir uns sympathisch gewesen wären.
 
Haben Sie selbst wissbegierige Kinder?
Ja, zwei Söhne, 5 und 12, und eine Tochter, 10 Jahre alt – alle mit ganz eigenen Interessen, aber alle neugierig und offen fürs Unbekannte. Das sind die besten Voraussetzungen, um mit Freude zu lernen und etwas über die Welt zu erfahren.
 
Warum halten Sie eine Vorlesung an der Kinderuni?
Weil ich gerne zeigen möchte, wie spannend es ist, im ältesten Literaturarchiv Deutschlands zu arbeiten. Ich möchte die Kinder mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit und mit ihnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu unserer Gegenwart entdecken. Und natürlich möchte ich sie dazu ermuntern: Lest! Das ist das schönste Abenteuer der Welt!